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Fotomontage: Uwe Hegewald

Nächste öffentliche Auftritte:

Freitag, den 6. Juni 2014 zur Museumsnacht im Niederlausitzmuseum Luckau

Sonnabend, den 16. August 2014 um 11 Uhr im Freilichtmuseum in Lehde

Ostermontag, den 6. April 2015 zum Mundartnachmittag in Klein Radden mit die Puschoasen. Dissmoa getts um die alde Miehln in die Derfa.

Oda sunstwu zwischen Libben, Libbennau, Vetsche, Coale und Lucke oda da(h)inga als Iebaraschung.



  • Luckauer  Museumsnacht, seit Jahren
  • Lübbenauer Museumsfest 2008, 2009, Lehdefest 2011
  • Ostermontag-Mundartnachmittag in Klein Radden von Anfang an
  • Kneedelfest Klein Radden (OT von Lübbenau) solange das egeen at.
  • Gasthof "Zur Alten Sensenschmiede", schonn sehre ofte, in Museums, uff Kirch- und Dorffeste, bei die Feiawehr oda sunstwu, wu's imma vill Spoaß egeen at.


Lausitzer Rundschau vom 23.04.2011:

Ein Chemiker, der seine Verbindungen pflegt

Der Spreewald und sein Wasser hat den 1949 in Klein Radden geborenen Hans-Joachim Jänsch immer schon angezogen. Aber nicht nur das Wasser war und ist die prägende Verbindung zum Spreewald. Es war auch die auf ihn etwas eigentümlich wirkende Sprache der Menschen in den Dörfern.

 Hans-Joachim Jänschs Vater Gerhard war Umsiedler. Er achtete beim Sohn von früh an auf die gute deutsche Sprache. Dennoch hatte der Junge durch das mundartliche Umfeld, beispielsweise in seinen Dresdner Jahren, Schwierigkeiten, „mir“ und „mich“ zu unterscheiden. Jänsch hat heute noch Mitleid mit den Lehrern, die den Unterschied der beiden Wörter herauszuarbeiten versuchten. Mutter Irmchen war wegen ihrer Arbeit als Gastwirtin zu gepflegterer Umgangssprache gezwungen. Von ihr hörte Achim, so nennen ihn Familie und Freunde, selten Mundartliches.

Die „Übeltäterin“ war letztlich die Urgroßmutter, die ihn und seine Schwester in den ersten Kindheitsjahren den Tag über versorgt hatte. Ins Kaiserreich hinein geboren, hatte sie auch die entsprechenden Erziehungsmethoden: „Wenn du nicht folgst, kommst du in die Hölle und musst einen glühenden Becher halten.“ Oder: „Wer nicht in Schule will, den kummt der Schulmeesta mit die Roahmkiepe oln“. Weitere Keimträger für die Mundart waren die Menschen aus dem Dorf, die Verwandten und die Besucher der Gaststätte, in der Achim wegen der nachlassenden Sehkraft der Urgroßmutter häufiger verweilen musste. Nachmittags übernahm er oft die Bewirtung der Gäste, ehe ihn seine Mutter nach ihrer Arbeit auf dem Feld ablöste. Dann blieb für den Dorfjungen manchmal noch Zeit für das abendliche Völkerballspiel „uff Dorf-stroaße“. Aus dieser Zeit klingen ihm noch viele mundartlichen Redewendungen im Ohr – Erinnerungen, wenn es mal um eine weniger geübte Wendung geht.

Der Besuch der Sorbischen Oberschule in Cottbus, später das Chemiesstudium in Dresden, die Arbeit an der Dissertation „Aminoheterocyclen durch O-Alkylierung und Nitrilcyclisierung“, mit der er den Doktortitel erwarb, und seine Tätigkeit im Arzneimittelwerk Dresden bis 2008 führten ihn weit weg. Doch die Sehnsucht zum Spreewald und zu den Menschen blieb. Die Eltern, Schwiegereltern, die Schwestern waren dort zuhause. Durch die Wochenendbesuche riss die Verbindung zur Heimat nie ab. Und das in der Kinderheit aufgenommene Mundartgut war noch immer präsent. Daneben bestand bei Achim auch noch ein gewisser Hang zum „was Austichten“, etwas zu reimen. Bei der Hochzeit seiner Schwester führte er mit seiner Mutter den ersten Sketch in Mundart auf. Der Slogan war: „Die Frauen aus dem Gartenbau (Ragow), die wissen alles ganz genau“. Dann folgten in den 1980er-Jahren Familienfeiern mit Mundartbeiträgen. Aber die Möglichkeit, die „Schnauze vor Fremden aufzureißen“ kam mit der Wende.

Im Klein Raddener Gasthof „Zur Alten Sensenschmiede“, den seine jüngste Schwester Sigrid Anfang der 1990er übernommen hatte, fand das Mundarttalent seine Bühne. Bei Familienfeiern tauchte dann der „Alde Kawuschke“ erstmalig auf. Historisch gab es diese Person nicht, aber für einen Synthesechemiker mit Humor kein Problem, eine Figur aus wirklichen und fiktiven Personen aus der Kinderzeit zusammenzusetzen. Weitere Meilensteine waren das Kneedelfest ab 1996 auf der Dorfstraße von Klein Radden, das er mundartlich moderiert und nach 2000 auch Auftritte bis „inga Coale, Lucke, Libben“. Besonders reizvoll, wenn auch aufwändiger, sind die Auftritte mit anderen Mundartfreunden, wie „Janzens beede“ aus Groß Lübbenau. Unter dem Namen „Puschoasen“ treten sie beim Ostermontag-Mundartnachmittag in Klein Radden auf. In Erinnerung blieb ein Auftritt hinter Cottbus: Ein Schulfreund, Besitzer eines Autohauses, hatte seinen 50. Geburtstag. Inmitten der Feier tauchte ein unerwarteter „Autokäufer“ auf. Alle Gäste erkannten den „Alden Kawuschke“, nur der Gastgeber hatte ihn eine Zeit lang für einen echten Kunden gehalten. Oder sein plötzliches Erscheinen beim 15. Mundart-Kaffeeklatsch in Lübben: „Is ja ma scheen, dass de och ekummen bist“, begrüßt Erika Haschenz, die Veranstalterin den „Alden Kawuschke“ aus Klein Radden. Er überreicht ihr 15 „Eiro“: Hühnereier, frisch und ungesäubert aus dem nachbarlichen Stall. „Is doch nu moa die neie Wehrung oder?“ ruft er den Gästen zu. Überhaupt sind Missverständnisse aus Mundart und modernem Sprachgebrauch sein Thema: Ein wenig kränkelnd geht Kawuschke in ein Lübbener Café, in dem alle Türen offen sind und es zieht. „Tiere muss zu!“ ruft er in Richtung Theke – und bekommt ein Tiramisu. Schließlich hätte er es ja bei seinem Eintritt in die Gaststätte gerufen, so die Bedienung. Auch an Weisheiten spart der Alde Kawuschke nicht – beispielsweise zum Unterschied zwischen den Lausitzerinnen von früher und heute: „Die alde Lausitzerin kann die Gans noch braun broaten, die neie Lausitzerin is lieba selba ganz braun.“Als geschichtlich interessierter Mensch fühlt sich Hans-Joachim Jänsch besonders dem Sorbischen/Wendischen verbunden und verpflichtet. „Die wendische/sorbische Sprache leidet genau wie die Mundart unter immer weniger kompetenten Sprechern. Im Gegensatz zum Wendischen/Sorbischen steht aber bei unserer deutschen Mundart keine Pflege mehr dahinter“, beklagt er die Situation und will sie mit anderen ändern und das Mundartliche als Kulturgut pflegen.

Am Ostermontag um „Fimwe“ (17 Uhr) hält der Alde Kawuschke eine Schulstunde im Gasthof „Zur Alten Sensenschmiede“ in Klein Radden. Motto: „Wie unse Derfa richtich eeßen“.
Von Peter Becker